Ja – Nein – Vielleicht!?! Würde unsere Weiterbildung im Alpinklettern angesichts der jüngsten Lockerungen im Zusammenhang mit dem Corona-Virus wirklich stattfinden? Diese Frage geisterte in unseren Köpfen bis zum letzten Tag vor Kursbeginn. Dann stand die Entscheidung, und wir wurden nicht enttäuscht! Wir, die 10 glücklichen Jugendleiterinnen und Jugendleiter aus Freiburg, Weinheim, Bremen, Tübingen, ... und Potsdam. Wir durften uns auf die Reise zur Albigna-Hütte begeben. Mit dem Zug von Potsdam nach Sankt Moritz, anschließender Busfahrt bis Pranzaira und Aufstieg zur Hütte. Das war eine Strecke von knapp 1200 km und 2300 m in die Höhe, alles in allem eine Anreise von 19 Stunden!
Los ging es am Donnerstagabend, über Nacht per ICE bis Stuttgart. Nach etwas holprigem Schlaf dann um 6 Uhr morgens weiter, mit Umstieg in Zürich bis nach Chur in Graubünden dem gleichsam größten und südöstlichsten Kanton der Schweiz. Inzwischen hatte sich die Landschaft hinter dem Zugfenster verändert. Aus den beschaulichen Brandenburgischen Feldern und Wäldern waren schneebedeckte Gebirgsriesen geworden. Der Anblick steigerte meine Vorfreude auf die bevorstehenden Tage. Überdies erwartete mich am Bahnhof in Chur eine ganz besondere Überraschung: Die von mir gebuchte Weiterfahrt mit der Rhätischen Bahn führte durch eine ungeahnt spektakuläre Berglandschaft. Die im Jahr 1903 vollendete Bahnstrecke hatte es bis auf die UNESCO Welterbeliste geschafft, und das zu Recht! Mit großen Augen fuhr ich durch tiefe Täler, vorbei an schroffem Fels und wildem Wasser. Der Zug schraubte sich höher und höher über atemberaubende Viadukte und meisterlich gefertigten Kehrwindungen. Schließlich ging es wieder hinab, mit rasanter Fahrt durch den finsteren Albulatunnel. Zurück im Tageslicht, erreichten wir kurz darauf unseren Zielbahnhof Sankt Moritz.
Ohne allzu lang in dem Schicken Touristenstädtchen zu verweilen, schnappte ich mir den erstbesten Bus Richtung Chiavenna, der mich in einer knappen Stunde über den Malojapass hinein ins Bergell beförderte. Gleichzeitig mit mir stieg eine junge Frau aus dem Bus, mit großem Rucksack und Kletterseilen bestückt. „Hey! Du siehst so aus als willst du auch hoch zur Albigna-Hütte, oder?“ „Richtig geraten“, schmunzelte die Kletterin. „Lass mich auch mal raten: Du bist Jugendleiter und zum Aufbaumodul Alpinklettern angemeldet?“ Bingo. Ich hatte soeben meine erste Mitstreiterin, Feli, für den bevorstehenden Kletterkurs kennengelernt. Nach kurzer Übereinkunft entschieden wir uns für den bequemen Weg nach oben, mit der 8 Personen-Seilbahn.
Fotos: Anreise auf der historischen Bahnstrecke von Chur nach Sankt Moritz