© Louise Zepter

Das Ohmega

17.09.2025

Ausprobiert und unter die Lupe genommen, das neue Ohmega im Test - ein Bericht.

Seit einer Weile ist es bekannt, es soll ein neuer Bremskraftverstärker von Edelrid auf den Markt kommen - das Ohmega. Für uns, die Jugend des AlpinClubs, stellte sich also die Frage: warten wir auf das neue Gerät oder bleiben wir beim altbekannten Bauer? Doch dann mussten wir diese Entscheidung garnicht treffen, Edelrid hat uns sehr freundlicherweise ein Ohmega für einen Monat zum Ausprobieren geliehen. Wir konnten also ganz in Ruhe und mit Sorgfalt rausfinden ob dieser Neuling etwas für uns, und vor allem für unsere Kinder und Jugendlichen ist. Das Ergebnis, was das Ohmega ausmacht, und ob es tatsächlich auch für kleine Menschen geeignet ist, wollen wir hier mit euch teilen. 

Auf den ersten Blick

Zunächst, wozu braucht man einen Bremskraftverstärker? Ganz einfach, wenn die kletternde Person deutlich schwerer ist als die sichernde Person (Toprope + 50%, Vorstieg +10kg) braucht man so ein Gerät um den Gewichtsunterschied auszugleichen und das Sichern wieder sicher zu machen. Die einfachste Variante ist ein zB. 15 kg Sandsack den sich die Sichernde an den Gurt hängt. 

Aus Erfahrung wissen wir, ein Sandsack nervt. Deshalb gibt es Geräte von verschiedenen Herstellern, durch die das Sicherungsseil durchläuft und die mithilfe von Reibung den Widerstand erhöhen. Bekannte Geräte sind zB. das Ohm, der Bauer und der Zaed.

Das Ohmega ist nicht nur der neueste, sondern auch der kleinste und leichteste Bremsassistent, er wiegt nur 190g (vgl. 350-500g) und passt in eine Kinderhand. Außerdem gibt es drei Einstellungsstufen für verschiedene Gewichtsunterschiede.

Funktionsweise

Das Ohmega besteht aus einem Metallkörper (vermutlich Alu?) und einer Stoffschlinge. Durch drücken eines für Edelrid typischen “Knopfes” kann der Körper geöffnet werden. Kleine Bildchen zeigen die richtige Orientierung des Seils, das einfach nur auf die Rolle gelegt werden muss. Die verschiedenen Stufen erfolgen über die Position des Schlinge. Man kann sie zu jeweils einer Seite durchziehen, oder zu beiden Seiten halb, je nach Lage “addieren” sich dann 10, 20 oder 30 kg zum Gewicht der Sichernden, es kann also 20, 30 oder 40 kg über dem eigenen Gewicht im Vorstieg gesichert werden. Die Schlinge, als Hauptverschleißteil, kann gewechselt werden, von Edelrid soll es das entsprechende Ersatzteil geben.

Das Seil läuft über eine Rolle, beim Klettern ist also keine zusätzliche Reibung spürbar. Bei Belastung verlagert sich das Gerät und das Seil wird über einen Hebel eingequetscht. Beim Klettern wird es ins obere Schraubglied der ersten Exe bzw. in den ersten Haken gehängt. Es ist wichtig, dass nicht Exe und Karabiner in den Haken gehängt werden um eine Verkeilung und dadurch falsche Belastung des Karabiners zu vermeiden. 

Unsere Erfahrung

Wir konnten das Ohmega mit dem Ohm und dem Bauer direkt vergleichen, wobei als allererstes die kompakte Bauweise heraussticht. Das ist insbesondere auch für kleine Kletterer angenehm aber auch für alle anderen, weil man einfach nicht so viel mit sich rumträgt. Durch die kürzere Schlinge schlägt das Gerät weniger um beim Sichern, das führt zu angenehmerem Sichern und durch den geringeren Weg zu schnellerem Auslösen beim Sturz. Gleichzeitig läuft das Seil deutlich besser durch als beim Ohm, also es blockiert nicht unbeabsichtigt während des Kletterns. Weiches Sichern ist mit dem Ohmega besser möglich als man es vom Ohm kennt und das sonst bekannte Risiko beim Sichern zu nah an der Wand zu stehen, sodass das Seil beim Sturz ungebremst durch den Bremsassistent läuft ist hier nicht vorhanden.

Für das richtige Einhängen braucht es etwas Übung, verdrehtes Einhängen ist möglich und nicht ganz leicht zu erkennen, zu Anfang sollte deshalb darauf besonders geachtet werden. 

Durch die oben genannten Eigenschaften ist das Gerät zudem ausgesprochen leise, es schlägt nicht wie der größere Bauer oder Ohm gegen die Wand bei jeder stärkeren Seilbewegung. Auch wenn das ein eher kosmetisches Merkmal ist wurde es viel gelobt. 

Fazit 

Das Ohmega liegt angenehm in der Hand, ist klein, leicht und erfüllt alle Anforderungen die unsere Jugendgruppen an einen Bremsassistent haben und die Frage “ob Ohmega” können wir jetzt entscheiden mit “ja” beantworten. 

Aber lohnt sich der Kauf jetzt auch für euch? Wir finden: 

  • wenn ihr noch kein Gerät dieser Art habt aber eins braucht: ja, nehmt das Ohmega
  • Wenn ihr schon einen Bauer habt und überlegt in gegen das Ohmega einzutauschen: muss nicht sein. Das Ohmega ist zwar angenehmer was den Transport angeht, das Klettergefühl ist aber bei beiden gut.
  • Wenn ihr schon ein Ohm habt und überlegt zu wechseln: ja macht das, es klettert sich wirklich angenehmer.

Zur Übersicht haben wir hier noch einmal die Vor- und Nachteile unsere Meinung nach aufgelistet.

Vorteile:

  • klein und leicht
  • Geringe Reibung beim Sichern -> angenehmes Klettern
  • Kaum Gefahr zu nah an der Wand zu stehen -> Seildurchlaufen
  • Der Preis von 125€ ist günstiger als bei vergleichbaren Geräten
  • Leise
  • Wirkt auch bei Sturz in die erste Exe (Nur bei Zaed nicht so)

Nachteile:

  • nicht ganz trivial einzuhängen
  • Nur bis max. 40kg Gewichtsunterschied (laut Herstellerangabe)

Vielen Dank fürs Lesen und bis zum nächsten Mal.