© Florian Forster

Kletter-Action in Berlin, Potsdam und Bad Hindelang

05.12.2021

Klettern und Ausflüge mit der Jugendgruppe Wildlinge und Jugendleiterfortbildung "Klettern & Yoga" in Bad Hindelang.

Endlich zurück! Mit Freude konnten wir ihn wieder spüren, den mannigfaltigen Fels unter unseren Fingerkuppen :-) Mit Lockdown-bedingter Verspätung durfte unsere Jugendgruppe nun in die langersehnte Sommersaison starten. Der erste Weg führte uns an die Klettertürme von Kahle- und Teufelsberg, und an die Schwedter Nordwand, wo wir uns allmählich wieder an die Höhe, ans Toprope, an Vorstieg und die vertrauten Sicherungstechniken herantasten konnten. Auch wenn ein paar Füße nicht mehr in ihre alten Kletterschuhe passten oder der Kletterknoten erst beim 2. Anlauf wieder richtig saß - unsere Zuversicht wuchs mit jedem erklettertem Höhenmeter!

Für unser letztes Gruppentreffen vor den Sommerferien fiel das Los auf einen Besuch im Potsdamer Kletterwald. Im Schatten eines lauschigen Buchenwalds klinkten wir uns souverän ins nach oben führende Drahtseil, erklommen schwindelerregende Höhen, überquerten schaukelnde Hängebrücken, tasteten uns von Baumstamm zu Baumstamm und sausten wieder hinab am schrägen Seil zurück
   
zum sicheren Waldboden. Ein kurzer Griff zur Wasserflasche, dann ging es wieder hoch in die Kletterbäume. Zu guter Letzt, nach zwei ausgiebigen Stunden Klettern, Springen, Hangeln, Balancieren und Rutschen, durften wir uns ein erfrischendes Wassereis schmecken lassen. Die Ferien konnten beginnen!

Für mich stand ein Ausflug ins schöne Allgäu für meine diesjährige Jugendleiterweiterbildung auf dem Programm. Die viertägige Fortbildung fand unter der vielversprechenden Kursbezeichnung „Klettern & Yoga“ statt. Meine Anreise erfolgte mit dem Nacht-FlixTrain von Berlin nach Augsburg, und von da weiter mit der regionalen Bahn hinein in die Berge. Um 9 Uhr war ich an meinem Ziel: der Jugendbildungsstätte - kurz Jubi - in Bad Hindelang. Da der Kurs erst um 18 Uhr starten sollte, hatte ich ausgiebig Zeit die wunderbare Berglandschaft um mich herum zu erkunden. Den Rucksack ließ ich zurück in der Jubi. Dann begab ich mich auf eine Wanderung über einsame Pfade, auf denen ich lediglich einigen verschlafenen Bergsalamandern und neugierigen Kühen begegnete. Erst beim Abstieg traf ich wieder auf Menschen und entdeckte eine kleine Alm die mich mit einer stärkenden Brotzeit glücklich machen konnte. Zurück in der Jubi trafen allmählich auch die übrigen Kursteilnehmer*innen ein. Bunt gemischt aus verschiedenen Ecken Deutschlands waren sie angereist. Meine eigene 12-Stunden-Anreise konnte jedoch nicht getoppt werden. Nach dem Abendessen gab es eine etwas ausführlichere
   
Vorstellungsrunde und wir starteten in unsere erste Yoga-Session unter Anleitung von Silke, unserer Yogini. Schnell spürte ich, dass mein Körper nach diesem langen aktiven Tag (und der wenig schlafreichen Nacht zuvor) inzwischen sehr träge geworden war und den ungewohnten Dehnungen und Biegungen nur sehr langsam Folge leisten konnte. Während der Abschlussentspannung fielen meine Augen schließlich vollständig zu und es bedurfte mehrerer freundlicher Weckrufe um mich wieder ins Diesseits zu befördern. Zum Glück war der anschließende Weg ins Bett nicht sehr weit.

Der nächste Tag startete wie der Alte aufgehört hatte, mit Yoga. Pünktlich um 7 Uhr hatten wir uns mit unseren Yoga-Matten auf der Sonnenterasse der Jubi ausgebreitet und begrüßten den Tag mit den von Silke angeleiteten Asanas. Der Tag antwortete uns mit prächtigen sonnenbeschienen Berggipfeln. Damit war die Entscheidung schnell gefasst: Wir würden dem nächstgelegenen Klettergebiet einen Besuch abstatten. Nach ausgiebiger Frühstücksstärkung ging es los. Mit Sportkletterausrüstung bepackt liefen wir steil bergauf. Geführt von Arne, unserem Teamer Nummer 2, kamen wir schnell voran und sahen bald schon die ersten Kalksteinfelsen durch die Bäume schimmern. Leider war der Fels jedoch schon von einer Vielzahl fremder Kletterseile eingesponnen, sodass wir uns wohl oder übel etwas im Gebiet verteilen mussten. Wir bildeten 2er-Teams, grob angepasst an Körpergewichte und Klettererfahrungen. Dann stiegen wir in die von uns erwählten Routen ein. Ich genoss den lange vermissten Kontakt zum Fels. Kletterte, sicherte,
 
kletterte - der Tag verging dabei wie im Flug. Nach einer späten Mittagspause und zwei weiteren Routen im etwas höheren Schwierigkeitsgrad war es auch schon wieder Zeit für die Rückkehr zur Jubi. Insgeheim hatten sich über den Nachmittag bereits einige dunkle Wolken am Himmel zusammengebraut. Als wir den Berg hinunter liefen hörten wir es laut donnern und legten noch einen Zahn zu. Gerade noch rechtzeitig erreichten wir die rettende Jubi, als das Gewitter über das Gebirgstal hereinbrach. Mit Regen und Hagel trommelte es aufs Dach, unter dem wir uns genussvoll unser Abendessen schmecken ließen. Im Anschluss gab es noch eine Yoga-Session geprägt von Meditations- und Entspannungsübungen.

Auch der nächste Tag sollte ähnlich dem Vorherigen mit einer frühmorgendlichen Yogastunde beginnen, und mit Frühstück und Klettern weitergehen. Im Unterschied zum Vortag lag das gewählte Klettergebiet in mindesten doppelter Entfernung zur Jubi und die Felsen waren gefühlt doppelt so heiß von der Sonne beschienen. Passenderweise war das Klettergebiet mit dem Namen „Solarium“ versehen - und genauso fühlte es sich auch an! Nach ein paar sonnenanbetenden Einstiegsrouten suchten wir Zuflucht im Schatten, um die ausgeschwitzte Energie in Form von Wasser und belegten Broten wieder aufzuladen. Zurück am heißen Stein, versuchten wir die vom Kursleiter gestellten Aufgaben des lautlos-präzisen Tretens und die ein oder andere Entspannungsübung am Fels so gut es ging umzusetzen. Ich versuchte mich unter anderem am „Singenden Klettern“ - was das Ganze aber eher noch
   
anstrengender machte, insbesondere als mir nach der dritten Exe der Liedtext ausging! Schließlich stiegen wir wieder aus dem „Solarium“ heraus und machten uns auf den Rückweg ins Tal, wo uns ein rauschender Bergbach in seine vom Wasser ausgewaschenen Felspools zum Baden einlud - ein verlockendes Angebot das niemand aus der Gruppe ausschlug. Glücklich und erfrischt war die verbleibende Wegesstrecke deutlich entspannte zu bewältigen. Für den Abend hatten wir uns für eine Runde am Lagerfeuer entschieden. Ein paar Stunden später züngelten die ersten orange-roten Flammen gen Himmel. Bald darauf funkelten die ersten Sterne ihrerseits vom Himmel auf uns herab, während wir gemütlich unseren letzten Abend auf der Jubi ausklingen ließen.